Am letzten Samstag Nachmittag war es mal wieder soweit. Ich fuhr mit meiner lieben Kollegin nach Passau. Wir wollten dort an diesem Tag die Arbeit eines seriösen Mediums in Form eines medialen Nachmittages mit mehreren Teilnehmern demonstrieren.

Es sind für uns neue und unbekannte Räumlichkeiten. Wir halten dort das erste Mal einen medialen Nachmittag ab. Der Raum ist sehr schön und harmonisch, sehr liebevoll dekoriert. Ja, hier können wir gut arbeiten!

Ein medialer Nachmittag unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von den Einzelsittings.

Da wäre zum einen die Tatsache, dass dort mehrere uns vollkommen unbekannte Menschen sitzen, die nach Möglichkeit alle eine Botschaft aus dem Jenseits bekommen möchten. Das ist uns deutlich bewusst, doch wissen wir auch, dass wir sicher nicht allen Teilnehmern eine solche Botschaft überbringen können werden. Dies ist auch für uns nicht ganz leicht – möchten wir doch keinen enttäuschen. Aber wir können zum einen niemanden aus der geistigen Welt „holen“ und zum anderen reicht die Energie nicht, um allen Teilnehmern eine Botschaft zu überbringen.

Das stellen wir im Vorfeld deutlich klar, damit die Enttäuschung im Nachhinein nicht so groß ist bei denen, die keine Botschaft von uns übermittelt bekommen.

Eine gute halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung bereiten wir uns medial auf den Nachmittag vor. Jede von uns bereitet sich alleine vor, da jeder seinen eigenen Weg und sein eigenes Tempo hat. Bei mir ist es zunächst ein Gebet, dann eine Meditation und im Anschluß das Öffnen für die Botschaften und Kontakte aus der geistigen Welt.

Wir werden begrüßt und betreten den Raum, in dem uns erwartungsvolle, interessierte, aber auch skeptische Gesichter erwarten. Diese „Mischung“ ist normal. Denn manch einer nutzt eine solche Möglichkeit auch, um für sich feststellen zu können, ob das denn überhaupt tatsächlich funktioniert.

Zunächst stellen wir uns kurz vor – wir möchten den Menschen etwas über uns erzählen. Sie sollen so die Möglichkeit haben, zu sehen, dass wir ganz normale und bodenständige Frauen sind – wenngleich mit einer besonderen Gabe gesegnet. Für uns gehört es zu einem medialen Nachmittag dazu, zu erklären, wie die Medialität funktioniert. Es ist wichtig, hier noch Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir erzählen einiges über die Formen der Medialität und auch darüber, woran man ein seriöses Medium erkennt.

Ca. 30 Minuten dauert dieser erste Teil des medialen Nachmittages. Dann machen wir noch eine kurze Pause, damit alle noch ihren menschlichen Bedürfnissen nachgehen können. Während wir dann die Botschaften durchgeben, darf keiner mehr aufstehen oder den Raum verlassen. Das würde die Energien stören.

Wir nutzen die kurze Pause auch, um uns kurz abzusprechen, wer von uns anfängt. Die Nervosität steigt. Ich spüre schon ein paar Präsenzen aus der geistigen Welt. Doch noch sind sie zu diffus, mischen sich ständig, als wären sie selber aufgeregt oder als wolle jeder der erste sein. Ich hoffe, dass ich das noch sortieren kann, damit ich mich immer nach und nach auf einen Kontakt konzentrieren kann.

Dieses Mal fängt, wie abgesprochen, meine Kollegin an. Schon nach den ersten Sätzen von ihr bin ich extrem beeindruckt. So viele Details! So viele Kleinigkeiten, die sie beschreiben kann! Alles wird von der Dame, für die die Botschaft ist, bestätigt. Heute übertrifft meine Kollegin sich selbst!

Während sie redet, versuche ich, mich weiter zu fokussieren. Mein Blick fällt die ganze Zeit auf eine Dame, bei der ich eine männliche Präsenz spüre. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren. Doch ich werde wieder und wieder abgelenkt von der Gegenwart eines kleinen Mädchens aus der geistigen Welt. Als ich dann dran bin, muss ich doch mit dem Mädchen anfangen, da ich mich sonst anderweitig nicht konzentrieren kann. Auch ich kann Details nennen, die ich tatsächlich nur von diesem Mädchen in der geistigen Welt kennen kann. Es zeigt mir bestimmte Dinge, die die Mutter als Erinnerung zu Hause stehen hat. Und auch mir wird alles bestätigt, was ich sage. Ich übermittle, wie zuvor meine Kollegin, nicht nur Details zu der Person, die ich wahrnehme, sondern auch die Botschaft des Kindes.

Nachdem ich alles, was dieses Mädchen betrifft, gesagt habe, werde ich etwas ruhiger. Jetzt fällt es mir auch leichter, mich wieder zu fokussieren und zu konzentrieren. Es ist für mich immer sehr emotional und bewegend, wenn ich Kinder in der geistigen Welt wahrnehme. Bei einem solchen medialen Nachmittag kommt noch dazu, dass ich doch unter einer gewissen Anspannung stehe. Mehr, als bei Einzelsittings.

Vielleicht liegt das daran, dass, wie an diesem Tag, eben deutlich mehr Augenpaare auf mich gerichtet sind. Bei einem Einzelsitting muss ich mich nur auf die Energie eines einzelnen Menschen konzentrieren und darauf, was ich für diesen Menschen wahrnehme. Bei einem medialen Nachmittag habe ich es mit ungleich mehr verschiedenen Energien zu tun. Es ist schwieriger, sich zu konzentrieren. Die Anspannung, Hoffnung und auch Nervosität aller Anwesenden ist deutlich spürbar. All das prasselt auf uns beide vorne ein. Es erfordert sehr viel Energie und Anstrengung, sich dennoch zu konzentrieren und den Kontakt zur geistigen Welt auch unter diesen Einflüssen nicht zu verlieren. Doch wir beide sind ein sehr gutes Team. Es ist ein sehr harmonisches Zusammenarbeiten, was sicher nicht bei allen Jenseitskontaktmedien der Fall ist. Doch wir haben die gleiche Einstellung und harmonieren wirklich gut miteinander. Anderenfalls könnten wir so etwas nicht gemeinsam machen.

Abwechselnd stellen wir nun Kontakte für ein paar Menschen in der Gruppe her. Einen letzten ausführlichen Kontakt machen wir am Ende noch gemeinsam. Die Energie geht langsam runter – schon fast 1 1/2 Stunden haben wir Botschaften überbracht. Doch auch dieser letzte Kontakt ist uns sehr wichtig. Er hat sich im Vorfeld schon ein paar Tage zuvor bei uns beiden gemeldet, wollte unbedingt durchkommen.

Die junge Frau, für die die Botschaft ist, wird mit einem Auf und Ab an Gefühlen konfrontiert. Tränen der Trauer werden abgelöst von einem herzlichen Lachen, weil Aussagen durchkommen, bei denen man gar nicht anders kann, als zu lachen. Ich vermute, dass auch in ihr zeitgleich Trauer und Erleichterung zu spüren sind. Trauer, weil er gehen musste. Erleichterung, dass er sich meldet und so viele Details durchgibt, dass sie weiß: Er ist wirklich da und er ist sehr oft bei ihr. Er nimmt noch immer Anteil an ihrem Leben und möchte ihr seine Liebe und seinen Trost schenken.

Es ist sehr emotional, auch für mich. Übergroß ist die Liebe, die den Raum erfüllt. Trotz einiger Tränen und Traurigkeit, ist so viel Liebe in diesem Raum. Sie scheint greifbar zu sein, deutlich zu spüren. So viel Liebe…. so viel Gefühl.

Kurz darauf ist es an der Zeit, diesen medialen Nachmittag zu beenden. Wir ziehen uns kurz zurück, um uns zu schließen, bevor wir für kurze Gespräche noch zur Verfügung stehen. Ich kann nur ahnen, was in den Menschen vorgeht!

In mir selber ist es momentan noch ruhig. Doch in der Nacht wird noch viel verarbeitet. Schon auf der Heimfahrt vermischen sich viele Emotionen.

Erleichterung. Weil wir viele Kontakt herstellen und Botschaften überbringen konnten.

Traurigkeit. Denn es sind viele traurige Schicksale dabei, die auch mich sehr berühren.

Dankbarkeit. Weil die geistige Welt mich unterstützt und gelenkt hat. Aber auch Dankbarkeit für das Vertrauen, welches all diese Menschen uns heute entgegen gebracht haben.

Freude. Denn wir konnten viele Heilungsprozesse in Gang setzen und wieder einigen Menschen die mediale Arbeit näher bringen.

Liebe. Eine unbändig große Liebe zur geistigen Welt und für meine Arbeit erfüllt mich!

Sehnsucht. Ja, auch Sehnsucht ist in mir. Sehnsucht nach meinen Lieben in der geistigen Welt. Ich bin immer wieder mit ihnen Kontakt. Dennoch – in einem solchen Moment erfüllt mich auch Sehnsucht. Auch sehne ich mich genau in diesen Momenten nach der Nähe von Menschen, die ich besonders liebe…

Demut. Denn letztendlich bin ich nur die Übermittlerin. Einfach nur ein Kanal.

Geborgenheit. Denn ich fühle mich besonders beschützt und geführt an diesem Tag.

Diese ganzen Emotionen sind in mir, wirbeln herum. Es fühlt sich gut an, doch ist auch noch anstrengend. Ich habe das Gefühl, als sei mein Körper zu klein für all diese Gefühle in mir. Nachts wird verarbeitet, doch ich brauche auch noch den ganzen nächsten Tag, um wieder etwas zu meinem normalen Körpergefühl zurück zu kehren. Aufzutanken. Zur Ruhe zu kommen.

Die Arbeit als Medium ist für mich faszinierend, emotional, aber auch verantwortungsvoll. Ich kann nicht sagen, dass es mein Beruf ist. Es ist meine Berufung. Mein Leben. Das, was ich liebe.

Ich bin der geistigen Welt von Herzen dankbar, dass ich als Medium tätig sein darf. Denn ich bin doch nur der Kanal…

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